Das NKWD-Lager Sachsenhausen
ist auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen errichtet worden.
Kaum hatten sich die Tore hinter dem letzten KZ-Häftling geschlossen,
begann sich das Lager mit neuen Opfern zu füllen.
Insgesamt
waren in den Jahren 1945 bis Anfang 1950 60.000 Häftlinge im Lager.
Das
größte Kontingent der Deutschen waren die so genannten Internierten,
ca. 30.000, vor allem ältere Menschen. Sie waren vom NKWD
auf Grund umfassender Verhaftungsvollmachten, häufig auf Grund von
Denunziationen verhaftet worden. Eine Überprüfung von Schuld oder
Unschuld fand nicht statt. Entlastendes kam nicht in die Akten. Ohnmächtig und rechtlos waren
die Gefangenen jeder Willkür ausgeliefert. Die meisten kleinere
Leute, kleine Funktionäre, wie Block- und Zellenleiter, Menschen
die nur in der SBZ und hier auch nur in der ersten Zeit verhaftet
wurden. Die meisten von ihnen starben in den ersten drei Jahren.
Höhere Parteifunktionäre oder Nazistraftäter kamen grundsätzlich
nicht in die Lager in Deutschland. Sie wurden in die Sowjetunion
deportiert. Die Internierten waren im Lagerdreieck in dem Barackenlager
des ehemaligen KZs untergebracht, das nunmehr Zone 1 genannt wurde.
Im
Gegensatz zu anderen Speziallagern gab es in Sachsenhausen ein größeres
Kontingent an 16.000 SMT-Verurteilten. Sie wurden wie Schwerverbrecher
behandelt. Für sie wurde eine Strafanstalt errichtet, mit einer
großen Anzahl kleiner Barackenhöfe, die von etwa 3 m hohen Mauern
umgeben waren. In diese wurden die Steinbaracken einbezogen, die
in der NS-Zeit der Unterbringung besonderer Gefangener gedient hatten
und zum Teil noch heute stehen. Zusätzlich wurden zahlreiche nach
1945 errichtete Holzbaracken genutzt. Die Strafanstalt wurde Zone
2 genannt und war hermetisch von dem Barackenlager getrennt. Sie
konnte nur durch ein ständig bewachtes Tor betreten werden, vor
dem heute ein kleiner Gedenkstein steht, der an den jetzt zugemauerten
Zugang erinnert. Unter den Strafgefangenen waren zahlreiche Jugendgruppen,
die solange gefoltert worden waren bis sie die gegen sie erhobenen
Vorwürfe gestanden.
Den
Erwachsenen, die in die Hände des NKWD gerieten, ging es nicht besser.
Unter ihnen waren grundsätzlich keine NS-Täter.
Ihre
Verhaftung war ein Verbrechen, das „Untersuchungsverfahren“, die
Urteile, hohe Haftstrafen und schließlich die Vollstrechung der
Strafen. Auf die Zeitzeugenberichte von Paul
Radicke und Gisela Gneist kann verwiesen
werden.
Ein
weiteres Kontingent waren ca. 6.500, meist junge Offiziere,
die von den Westalliierten nach Überprüfung aus der Kriegsgefangenschaft
entlassen worden waren. Sie hatten sich in die damalige SBZ entlassen
lassen, da dort ihre Familien waren, nach denen sie sich schon lange
gesehnt hatten und die sie in schwerer Zeit unterstützen wollten.
Sie wurden an der Grenze vom NKWD erneut verhaftet, nach Sachsenhausen
verbracht, um von dort in die Sowjetunion deportiert zu werden.
Dann gab es noch ein großes Kontingent, für das - wie für die Offiziere
- Sachsenhausen nur ein Durchgangs- und Sammellager war.
Etwa 8.300 Russen und Angehörige anderer östlich gelegener
Länder, vor allem Polen warteten in Sachsenhauen auf ihre Deportation
in die Sowjetunion, wo sie ein ungewisses schweres Schicksal erwartete.
Einige von ihnen durften zusammen mit deutschen Internierten in
einer der wenigen Werkstätten arbeiten.
Autorin: Victoria Heydecke, Ehrenvorsitzende
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