Gedenkstein  

„Vergesst uns nicht“
- Vergesst uns nicht, waren die letzten Worte so manchen Häftlings, der in den Armen eines Kameraden starb, war die Botschaft aus den letzten Blicken vieler Sterbender. „Vergesst uns nicht“ das ist der Auftrag, dem wir uns verpflichtet fühlen.
 
 

Gefangene
Zeichnung: Wilhelm Sprick


Was geschah im Lager?

Das NKWD-Lager Sachsenhausen ist auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen errichtet worden. Kaum hatten sich die Tore hinter dem letzten KZ-Häftling geschlossen, begann sich das Lager mit neuen Opfern zu füllen.

Insgesamt waren in den Jahren 1945 bis Anfang 1950 60.000 Häftlinge im Lager.

Das größte Kontingent der Deutschen waren die so genannten Internierten, ca. 30.000, vor allem ältere Menschen. Sie waren vom NKWD auf Grund umfassender Verhaftungsvollmachten, häufig auf Grund von Denunziationen verhaftet worden. Eine Überprüfung von Schuld oder Unschuld fand nicht statt. Entlastendes kam nicht in die Akten. Ohnmächtig und rechtlos waren die Gefangenen jeder Willkür ausgeliefert. Die meisten kleinere Leute, kleine Funktionäre, wie Block- und Zellenleiter, Menschen die nur in der SBZ und hier auch nur in der ersten Zeit verhaftet wurden. Die meisten von ihnen starben in den ersten drei Jahren. Höhere Parteifunktionäre oder Nazistraftäter kamen grundsätzlich nicht in die Lager in Deutschland. Sie wurden in die Sowjetunion deportiert. Die Internierten waren im Lagerdreieck in dem Barackenlager des ehemaligen KZs untergebracht, das nunmehr Zone 1 genannt wurde.

Im Gegensatz zu anderen Speziallagern gab es in Sachsenhausen ein größeres Kontingent an 16.000 SMT-Verurteilten. Sie wurden wie Schwerverbrecher behandelt. Für sie wurde eine Strafanstalt errichtet, mit einer großen Anzahl kleiner Barackenhöfe, die von etwa 3 m hohen Mauern umgeben waren. In diese wurden die Steinbaracken einbezogen, die in der NS-Zeit der Unterbringung besonderer Gefangener gedient hatten und zum Teil noch heute stehen. Zusätzlich wurden zahlreiche nach 1945 errichtete Holzbaracken genutzt. Die Strafanstalt wurde Zone 2 genannt und war hermetisch von dem Barackenlager getrennt. Sie konnte nur durch ein ständig bewachtes Tor betreten werden, vor dem heute ein kleiner Gedenkstein steht, der an den jetzt zugemauerten Zugang erinnert. Unter den Strafgefangenen waren zahlreiche Jugendgruppen, die solange gefoltert worden waren bis sie die gegen sie erhobenen Vorwürfe gestanden.

Den Erwachsenen, die in die Hände des NKWD gerieten, ging es nicht besser. Unter ihnen waren grundsätzlich keine NS-Täter.

Ihre Verhaftung war ein Verbrechen, das „Untersuchungsverfahren“, die Urteile, hohe Haftstrafen und schließlich die Vollstrechung der Strafen. Auf die Zeitzeugenberichte von Paul Radicke und Gisela Gneist kann verwiesen werden.

Ein weiteres Kontingent waren ca. 6.500, meist junge Offiziere, die von den Westalliierten nach Überprüfung aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren. Sie hatten sich in die damalige SBZ entlassen lassen, da dort ihre Familien waren, nach denen sie sich schon lange gesehnt hatten und die sie in schwerer Zeit unterstützen wollten. Sie wurden an der Grenze vom NKWD erneut verhaftet, nach Sachsenhausen verbracht, um von dort in die Sowjetunion deportiert zu werden. Dann gab es noch ein großes Kontingent, für das - wie für die Offiziere - Sachsenhausen nur ein Durchgangs- und Sammellager war.

Etwa 8.300 Russen und Angehörige anderer östlich gelegener Länder, vor allem Polen warteten in Sachsenhauen auf ihre Deportation in die Sowjetunion, wo sie ein ungewisses schweres Schicksal erwartete. Einige von ihnen durften zusammen mit deutschen Internierten in einer der wenigen Werkstätten arbeiten.

Autorin: Victoria Heydecke, Ehrenvorsitzende

 

 

Erinnerungen des ehemaligen
Lagerhäftlings Wilhelm Sprick



Erinnerungen des ehemaligen
Lagerhäftlings Detlev Putzar

Lager Sachsenhausen 1947