FORUM ZUR
AUFKLÄRUNG
UND ERNEUERUNG
 

Kein Geld für Schautafeln zur DDR-Geschichte

An die Mitglieder des Stiftungsbeirates
der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin

Berlin, 16. Mai 2001

Angebot zur Vereinspräsentation
anläßlich des vierzigsten Jahrestages der Errichtung der Berliner Mauer
am 17.Juni 2001 auf dem Platz der Republik

Sehr geehrte Damen und Herren des Stiftungsbeirats!
Im März d. J. erhielten wir durch ihre Stiftung das Angebot zur Beteiligung an der oben genannten Veranstaltung. Wir hatten uns schnell für eine Teilnahme entschieden, denn Mauer, Selbstschußanlagen und Minen waren und sind der sichtbare Beweis für die völkerrechtswidrige Internierung eines Staatsvolkes. Unsere Präsentation sollte mit dem Thema "MfS-Raubgold" einer Facette des SED-Unrechts gewidmet sein. Die schwierige finanzielle Situation unseres Verein machte jedoch von Anbeginn eine Kostenübernahme durch die Stiftung für unseren Stand erforderlich, was im Antragsschreiben auch vermerkt war. Zur Standgestaltung mit entsprechenden Schautafeln benötigten wir insgesamt 450,-DM als reine Materialkosten und die DB-Fahrtkosten für zwei nicht in Berlin ansässige Standbetreuer. Darin ebenfalls eingeschlossen waren die 100,-DM Standgebühren. Eine nachfolgende Zahlungsaufforderung zur Entrichtung der Standgebühr war uns dann jedoch Hinweis, daß unserem ursprünglichen Antrag nicht entsprochen wurde.

Das Ergebnis einer persönlichen Rückfrage war ein erneuter Antrag, der jedoch bei persönlicher Übergabe an Herrn Dr. Mählert am 12. April 2001 bereits als chancenlos "bewertet" wurde, was ein Schreiben der Stiftung vom 17. April 2001 bestätigte. Lediglich die Übernahme der Standgebühren von 100,-DM wurde zugestanden. Für die Materialkosten der Präsentation sollten "kostenneutrale Möglichkeiten" erschlossen werden. Unsere Präsentation schloß von Anfang an allerdings schon die unentgeltliche Realisierung der Konzeption und Durchführung der technischen und grafischen Gestaltung durch einen Fachmann ein. Selbstverständlich sollte die personelle Betreuung am Stand bei dem besonderen historischen Bezug durch Freizeitverzicht gesichert werden. Der Inhalt der Präsentation schloß u. E. leider ein kommerzielles Sponsoring aus.

Wir bedauern zutiefst, daß wir daraufhin unsere Teilnahme am 19. April 2001 zurückziehen mußten. Unerläßlich erscheint uns jedoch, daß Sie als Beiratsmitglied der Stiftung um diese engherzige Entscheidung wissen, um Vorstand und Geschäftsführung künftig vor ähnlichen kleinlichen Entscheidungen in Verbindung mit großen historischen Ereignissen der zweiten deutschen Diktatur zu bewahren.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Dobrinski, Vorstandsvorsitzender