FORUM ZUR
AUFKLÄRUNG
UND ERNEUERUNG
 
 


Konferenz der Berliner Verbände

c/o FORUM zur Aufklärung und Erneuerung e. V. / HELP e. V.
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Umsetzung des Gedenkstättenkonzepts Berliner Mauer Originalschreiben

Stiftung Berliner Mauer
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats
Herrn Prof. Dr. Klaus-Dieter Henke
Bernauer Straße 111
13355 Berlin

gleichlautend an:
Stiftung Berliner Mauer
Herrn Direktor Axel Klausmeier,
Herrn StS André Schmitz,

Herrn Prof. Dr. Klaus-Dieter Henke

Berlin, 24. 2. 2009

Sehr geehrte Damen und Herren,

dieser Brief wird von den Unterzeichnenden im Auftrage der Konferenz der Berliner Verbände geschrieben.

Anlass dafür sind die spärlichen Informationen zur Umsetzung des Gedenkkonzeptes Berliner Mauer im AK II am 10.02.2009, die bestenfalls geeignet waren den Planungsstand und Realisierungsverlauf im 20sten Jahr des Mauerfalls zu ahnen. Es musste sogar der Eindruck entstehen, dass mit Rücksicht auf den seit nun mehr drei Jahren unveränderten Zustand an dem 20 m messenden Mauerdurchbruch (abgesehen von der Beseitigung des „Biotops“ – einem kleinen Wäldchen) Meinungsäußerungen nicht erwünscht sind, weil diese nur störend sein könnten. Diese Strategie ist aus der Sicht der Berliner Verbände nicht hinnehmbar, da das Gesamtkonzept Berliner Mauer, Anhang Seite 44, unter „Träger/Initiative …“ Ev. Kirchengemeinde Sophien, folgende Aktivität auswies:

„20 m Vorderlandmauer“
Die heraus gebrochenen Segmente stehen zurzeit auf dem Friedhof. Im Rahmen des Ausbaus der Gedenkstätte Berliner Mauer wird hier eine überzeugende Lösung gefunden werden.“

Eine überzeugende Lösung, die aus unserer Sicht nur in einem vollständigen Rückbau der auf dem Sophienfriedhof abgestellten Segmente bestehen konnte und kann (wir wissen uns hier in Übereinstimmung mit den auf Authentizität achtenden Historikern!) wurde aus uns unbekannten Motiven hinausgeschoben. Wenn heute eine „Lückenschließung“ mit Mitteln der bildenden Kunst geplant ist (von Rundprofilen ist die Rede), sehen wir die Mauer als Staatsver-brechen der DDR verfälscht.

Das hätte zur Folge, dass sich der Mauergedenkort Bernauer Straße den Berlinern und den Gästen der Bundeshauptstadt, bereits geprägt durch die misslungene Architektenschöpfung eines „Eisernen Vorhangs“, als dubiose Freilandeinrichtung mit einem sterilen Mauergebilde und einigen Peitschenmasten darstellt. Von der Mauer als das Symbol der Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Nachkriegseuropa keine Spur, nicht mal der Ansatz, diese Verbrechen des Kommunismus zu dokumentieren, ist erkennbar. Wir können uns nicht des Verdachts erwehren, dass der Flierl`sche Ansatz „Die Mauer war nicht nur das hässliche Äußere einer ansonsten menschenfreundlichen Gesellschaft …“ (Gedenkkonzept Berliner Mauer, Stand 18. April 2005) immer noch verborgenes Denkmodell ist.

Wir verstehen nicht, dass mit Blick auf das 20ste Jahr des Mauerfalls auf die mit einfachsten Mitteln zurückzugewinnenden historischen Tatsachen, wie die Aufstellung des Wachturms (gegebenenfalls Umsetzung des Wachturms, Typ BT 11, aus der Erna-Berger-Straße) und die Veröffentlichung auch der Täterbiografien, bisher verzichtet wurde. Es ist uns auch nicht Trost, dass verheißungsvolle Absichtserklärungen für das Jahr 2011, dem 60sten Jahrestag des Mauerbaus, abgegeben werden.

Wir sehen uns in gemeinsamer Verantwortung, dass der Gedenkort Berliner Mauer auch noch nachfolgenden Generationen die Verbrechen des Kommunismus anschaulich werden lässt.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Reinhard Dobrinski
Vorstandsvorsitzender, Forum zur Aufklärung und Erneuerung e. V.

gez. Peter Alexander Hussock
HELP e. V.