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Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder:


Unerledigte Folgen des 2. Weltkrieges und der Nachkriegszeit - vorsätzliche Diskriminierung seit Jahrzehnten!

Der Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland
Herrn Gerhard Schröder
Willy-Brandt-Str. 1
11012 Berlin

Berlin, 28. April 2005

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

die bedingungslose Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945, die Folge des totalen Weltkrieges NS-Deutschlands und das Verdienst der Alliierten der Antihitlerkoalition, wird als 60. Jahrestag auf sehr verschiedene Weise begangen werden. Im Vorfeld dieses Ereignisses sind für uns wenig nachvollziehbar Überlegungen zu einer für alle verbindlichen Kultur des Gedenkens mit Verbis-senheit ausgetragen worden. Nach diesen Normen des Gedenkens sollten deutsche Opfer des Krieges und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgenommen sein, da der Volkstrauertag dafür genügend Raum biete. Wir hoffen mit Ihnen, daß Besinnlichkeit und Selbstfindung das individuelle Verhältnis zu diesem herausragenden Tag der Weltgeschichte bestímmen mögen.

Uns, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wird mit Blick auf diesen Tag allerdings erneut bewußt, daß das Schicksal der im Dezember 1944/Frühjahr 1945 zur Sklavenarbeit und/oder sexuellen Aus-beutung verschleppten deutschen Mädchen und Frauen seit Gründung der Bundesrepublik Deutsch-land als unliebsames (Rand)Thema behandelt wurde. Die Tatsache, daß diese Sklavenarbeit nach den Vereinbarungen der Alliierten Teil der durch (Rest)- Deutschland zu erbringenden Reparationen war, auferlegte der Bundesrepublik Deutschland gegenüber diesen Frauen selbstverständlich die Pflicht zur Entschädigung für an Leib und Seele erlittene Schäden. Zu beobachten ist jedoch ein Konsens, der alle Bundesregierungen überdauerte und bis heute alle politischen Parteien bindet: Kollektive herzlose Abwehr jedweder Ansprüche dieser Betroffenen.

Eine Stellungnahme vom 19.12.1995 des ehemaligen Bundesinnenministers Kanther zu einer an den Bundestag gerichteten Petition zeigt den Verlust von Würde in dieser Sache, mehr noch: Es ist vorsätzliche Diskriminierung seit Jahrzehnten!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wir bitten Sie, sich dieser Sache mit gebotener Entschiedenheit anzunehmen. Ein weiteres Hinausschieben ist dem Ansehen der Bundesrepublik abträglich.

Hochachtungsvoll,

Reinhard Dobrinski
Vorstandsvorsitzender

Carola Winkler
Vorstandsmitglied